So richtig mit Ruhm bekleckert habe ich mich in der letzten der beiden LPIC 2 Prüfungen zwar nicht, aber ich bin mehr als nur knapp durch. Wie bei der 201er hatte ich beim und nach dem Schreiben der 202er den festen Eindruck: in dieser Prüfung hast du verloren. Komplett. Keine Chance. Geh nach Hause und lern auf die Wiederholung.
Die Fragen erschienen mir teilweise ziemlich wild, künstlich verkompliziert und nicht unbedingt immer auf der Höhe der Zeit zu sein.
Bei Webservices fühlte ich mich relativ sattelfest und freute mich, dass ich beim Aufschlagen der Prüfungsunterlagen gleich die erste Frage hierzu vorfand. Cooler Einstieg …. dachte ich. Aber dann: die erste Frage zu Apache war eine .htaccess Datei, die so aussah, als hätten drei von Hass auf ihren Server und die Welt zerfressene BOFH unkoordiniert irgendwelche Einträge vorgenommen … eine komplett verzockte Konfiguration also, durch die man sich Schritt für Schritt durchkämpfen musste und dann doch nicht wirklich sagen konnte, was denn nun passieren würde. Nach dieser Eröffnungsfrage ging es bei mir gefühlsmäßig nicht mehr aufwärts.
Die einzige Frage zu einem Bootmanager war zu lilo. Lilo! Wer zum Geier verwendet denn den noch? Eine weitere komplexe Frage kam zu sendmail. Auch so ein Urgestein, das aber wenigstens noch stellenweise im Einsatz sein dürfte. Schwierige Fragen zu Postfix (oder von mir aus zu Exim bzw. anderen distri-spezifischeren Mailservern) hätte ich eher erwartet. In diesem Fall: Glück gehabt.
Emotional fehlte mir bei dieser Prüfung – wie auch bei der 201er – eine Frage, bei der man sich mal ausruhen konnte, bei der man sich einfach sicher war, dass man hier eine sinnvolle und gut begründete, richtige Wahl traf oder Eintrag vornahm. Das scheint Sinn und Zweck der LPIC 2er Prüfungsserie zu sein: uncertainty and doubt 😉
Nach nunmehr vier LPIC Prüfungen (1 und 2) kann ich sagen: diese Prüfungen sind jeweils ein Einstieg in die Linuxadministration, belegen aber keineswegs, dass man sich tatsächlich mit der Software hinter den Prüfungsthemen auskennt. Sie zeigen, dass man sich mit dem Thema einmal intensiver beschäftigt hat. Mehr nicht. Von „sich auskennen“ darf man nicht sprechen. In der Wirtschaft von seinen Admins zu verlangen, dass sie diese Prüfung ablegen, ist demnach kein dickes Ding. Diese verschaffen sich so einen Überblick über Linux: fremd ist einem nach LPIC 2 nichts mehr – zumindest hat man ein wenig systematische Erfahrung gesammelt. Erst der Admin-Alltag selbst erzeugt dann die Chance und den Zwang, sich in die Themen wirklich einzuarbeiten. Außerdem ist es ein Fleißtest. Wer nach der Arbeit gerne chillt, sollte die Finger vom LPIC lassen.
Für so Menschen wie mich, die erst spät zu Linux gekommen sind, eine Sozialwissenschaft statt Physik oder Informatik studiert haben, ist LPIC im Grunde ein Blick zurück ins Studileben: auf viele verpasste nerdige Stunden im Rechenzentrum. Bazinga.