Googles Weg

Don’t be evil war über längere Zeit ein relativ glaubwürdiges Motto, mit dem Google in der Öffentlichkeit Punkte sammeln konnte, auch weil den Machnern der Suchmaschine ein wissenschaftliches Interesse, eine akademische Herangehensweise an die Lösung der Probleme in einem unübersichtlichen Netz unterstellt werden konnte: Google orientierte sich stark an Webstandards, stellte durchdachte Suchoperatoren und auch Spezialseiten (z.B. google.com/linux oder die hervorragende Codesuche) zur Verfügung, verbreitete große Teile seiner Software entweder unter freien Lizenzformen (z.B. Chrome, Etherpad und Android), beteiligte sich an deren Entwicklung (z.B. durch Googles Summer of Code) oder unterstützte diese finanziell direkt (z.B. Mozilla).

Die Dinge ändern sich nun und ich kann im Moment nur vermuten, warum:

Viele spezielle Suchseiten sind eingestellt worden, der Suchoperator + ist nicht mehr verwendbar und das Suchfeld am unteren Ende der Suchergebnisseite ist verschwunden. Einige Seiten auf der Domain von Google sind nur noch mit Chrome betrachtbar, die Entwicklung dieses Browser läuft mit so hohem Tempo, dass jede Community trotz Quelloffenheit nicht mehr folgen kann.

Wer seine Suche nicht mehr über Spezialseiten oder Operatoren wie + gleich zu Beginn schärfen und einschränken kann, findet viel Mist, in dem sich gut auch Werbung unterbringen lässt. Wenn ich am Ende der Suchergebnisseite kein Suchfeld mehr habe, muss ich nach oben Scrollen und darf die werbedurchtränkten Links gleich zwei mal ansehen. Der eine oder andere Klick mehr auf die Links der Google-Geschäftspartner wird hierbei schon hängen bleiben. Und wer schon den Zugang zu den Informationen im Netz kontrolliert, der kann noch einen drauf setzen mit seinem (zunehmend beliebten) Browser, der mehr und mehr die „Standards“ selber setzt, statt sich an diese zu halten.

Mir scheint: Es geht Google heute – wie Microsoft zu Beginn des Jahrtausends – um Macht, Kontrolle und Geld.

Die Zeit ist überreif, sich auf die Suche nach Alternativen zu machen und die Dienste eines Giganten zu meiden, der seine kulturellen Wurzeln vergisst.