Der LfDI hat hier, sollte man meinen, klar genug ausgeführt, dass MS in der Schule nichts verloren hat. Den Rest lasse ich Andi erzählen, der dazu eine Geschichte verfasst hat:
… oder diese frei erfundene Geschichte:
Man stelle sich vor: Ein Schraubenlieferant liefert nicht, wie vereinbart, Schrauben mit metrischem Gewinde aus rostfreiem Stahl versehen mit einem Sechskant-Kopf sondern Kreuzschlitz-Kopf, Alu und Inch-Gewinde. Nach Reklamation erfolgt die Lieferung tatsächlich mit dem passenden Kopf, allerdings passen weder metrische Muttern noch werden die erforderlichen Festigkeitswerte erreicht.
Eine kundenfinanzierte Abteilung wird gegründet, um dem Hersteller nachzuweisen, dass seine Schrauben nicht den Vereinbarungen entsprechen. Der Hersteller gelobt Besserung (selbstverständlich ist der Kunde König!) und macht sich an die Herstellung der nächsten Schraubenlieferung. Diese erfüllt tatsächlich wieder Teilaspekte der Kundenwünsche, die Schrauben weisen nun aber u.a. ein Linksgewinde auf.
Eine Abteilung gut bezahlter Ingenieure im Bundesamt für die Herstellung von Schrauben erarbeitet nun Anleitungen, wie durch aufwändige mechanische Nachbearbeitung der gelieferten Schrauben die erwünschte Funktionalität halbwegs – und zumindest für die letzte erfolgte Schraubenlieferung – hergestellt werden kann. Allerdings stellt sich bei der darauf folgenden Lieferung heraus, dass wieder etwas anderes geändert wurde, die Anleitung komplett überarbeit wurde und Änderungen nur mehr mit Spezialmaschinen durchführbar sind.
Um etwas abzukürzen: Das beschriebene Szenario zieht sich in verschiedenen Varianten über bald Jahrzehnte hin, der Einkauf ’schwört‘ weiterhin auf den Hersteller (THE MARKETLEADER!) und sucht nicht ernsthaft nach Alternativen, sondern verbrennt lieber Geld, das bei fähigem Management längst für eine eigene und zuverlässige Schraubenfabrik gereicht hätte.
Jahre (Jahrzehnte?!) vergehen.
Irgendwann wird es dem Kunden dann doch zu bunt und er führt dem Lieferanten klipp und klar vor Augen, was die zu erfüllenden Anforderungen an die Schrauben sind (auch dafür wurden wieder einige sehr gut bezahlte ‚Leistungsträger‘ in Amt und Würden eingestellt). Kunde (insbesondere der Einkauf) und Lieferant loben beide die ausgesprochen gute Zusammenarbeit, und der Lieferant streicht in großflächigen Anzeigen die Relevanz der Kundenwünsche für das Schrauben-Unternehmen heraus.
Dann kommt die Lieferung.
Und?
Kein Kopf. Kein Schraubenkopf.
Zum ersten mal macht die Unternehmensleitung des Kunden ernsthafte Anstalten, sich nach einem anderen Schraubenlieferanten bzw. der eigenen, passgenauen Herstellung von Schrauben aus vorhandenen Halbzeugen, umzusehen.
Daraufhin, (wie beschrieben, nach bald Jahrzehnten der „Reklamation“), gibt der Schraubenlieferant das Versprechen, alles zur vollsten Zufriedenheit und nach Wunsch des Kunden zu liefern. (Die letzte Lieferung war nur ein Missgeschick, blöd gelaufen, soll nicht wieder vorkommen, kann ja mal passieren, aber jetzt habe man alles im Griff.)
…
Wir wissen nicht, ob sich die Entscheider der Unternehmensleitung weiter wie ein Tanzbär am Nasenring vom Schraubenhersteller vorführen lassen. Das wird die Zukunft zeigen. Allein der Einkauf hat sich schon erklärt: Mit dem attraktiven Angebot des Schraubenlieferanten seien ja wieder alle Möglichkeiten offen und: das ist ja eine tolle Sache.
[ CC BY SA ] A. Mundt