Es kommt der Punkt, an dem man sich überlegen muss, ob die eigenen Ressourcen richtig eingesetzt sind, ob sich das Projekt überhaupt lohnt.
Ich hab in den letzten Jahren sehr viel gelernt – über Netzwerktechnik, über die Administration von Servern und VMs, über Clients in großen Netzen und über Mailserver und andere serverbasierte Software. Techniken und Abläufe, die ich vor 10 Jahren nicht einmal hätte fehlerfrei aussprechen können, hab ich nun relativ ordentlich „drauf“. Ich rolle Mail- und Webserver inzwischen zügig aus, weiß zunehmend selbst, was ich warum tu, erkenne und behebe die meisten Bugs direkt selbst, kann mich auf Feinheiten konzentrieren.
Der nächste Entwicklungsschritt ist nicht, unter weiterem Totalverzicht auf Freizeit noch eine Generation an Tech für Dritte auszurollen, die das Angebot weder wollen noch schätzen. Ich sollte vielmehr verstärkt in die Entwicklung einsteigen, meine Bash-, PHP- und Python-Kenntnisse ausbauen, mein rudimentäres C tütteln. Solche Dinge. Das bringt mir mehr – und am Ende auch denen, die den dauernden Auseinandersetzungen um offene Netze, FOSS, Datenschutz und Bildung etwas abgewinnen können.
Ich sollte meine eigenen und die mir von Freunden anvertrauten Netze weiter konsolidieren, vermehrt die dort genutzten und gehosteten Dienste absichern, viel mehr Krypto ausrollen. Da kommt dann vielleicht wieder was zurück, was sich von Gemaule, Chaos und Wurstigkeit unterscheidet. Privatsphäre ist ein Elitenprojekt. Die Menge liebt, was für den Marktplatz taugt.
Irgendwo unterwegs scheine ich vergessen zu haben, dass es in einer Demokratie nicht um Wahrheit geht, sondern um Mehrheit. Wenn eine Generation an unkritischen Spacken unbedingt ihre Daten – und die Daten ihrer Kinder – mit dem Segen des Staates und der Öffentlichkeit Dritten zum Fraß vorwerfen will … muss ich es einsehen: Die paar Pinguine werden die Demokratie und das Menschenrecht nicht retten können. Wir sind zu wenige. Uns geht die Luft aus. Der Arbeitsaufwand wächst nicht – er explodiert. Der Trend geht auch bei Software in Richtung autoritäre Systeme.
Ich muss zeitnah meine Exitstrategie klar haben. Der Punkt, an dem ich es lassen muss und dann abschalte könnte jederzeit kommen. Es macht mich schon fast nicht mehr traurig das zu schreiben: ich hab es satt.